Schonungen – Würzburg – Niedernberg – Ein subjektiver, Querbeet-Erfahrungsbericht von Teamer Patrick Schmitt über hakuna matata, servus, pole pole & zack zack.
Mittwoch der 23.05: Es ist so weit. Unsere Gäste kommen. Endlich, nach über einem Jahr Vorbereitungszeit. Bei mir ist die Sehnsucht sicher nicht so groß, wie bei den anderen Teilnehmer*innen. 2 Jahre ist es nun her, seit dem sie sich nichtmehr gesehen haben. Kontakt nach Tansania war dazwischen leider auch nur punktuell möglich. Zum Willkommensgruß haben wir noch all unser letztes Know-how zusammengekratzt. Es gab leckeres tansanisches Gebäck & ein Begrüßungslied auf Kisuaheli. Und dann lagen sich die Jugendlichen auch schon in den Armen. Als Begrüßungsgeschenk gab es von der KjG Strohhüte und vom Tushikane e.V. ein tolles Tshirt.
Die Sonnenhüte wurden so gut angenommen, dass sie nirgendswo mehr fehlen durften. Egal ob Regen oder Wind, egal ob abends am Lagerfeuer oder frühs am Essenstisch. Nach ein paar Kennenlernspielen war die Gruppe nun auch endgültig aufgetaut. Bei abendlichen Runden wurde regelmäßig gesungen, getanzt, gelacht. Dabei haben wir so einige neue dance-moves gelernt. Vor allem die Gitarren waren ganz heiß begehrte Objekte. Bei all dem Spaß war natürlich auch genügend Raum für ernstere Themen: So wurde ganz nebenbei auch an gemeinsamen Weltrettungsplänen geschmiedet.
Freitags war es Zeit, für das Abendessen einzukaufen. Die große Reise zum Supermarkt begann. Das erste Highlight waren die Einkaufswägen. Diese wurden aber im Laufe der Zeit eher zum Hindernis. Geflasht von der großen Angebotsmenge, verloren unsere Gäste schon gerne mal den Blick auf den Einkaufswagen. Dieser war einige Male nur noch durch einen fremden Körper zu stoppen.
Einen gemeinsamen Tag verbrachten wir auch im Schweinfurter Tierpark. Das absolute Highlight waren allerdings nicht die majestätischen Tiere, sondern vielmehr eine große Gruppenschaukel, auf der wir letztendlich alle Platz fanden. Sinnbildlich für unsere tolle Gruppe! Ganz nebenbei konnte unser lieber Innocent schonmal an seinem Zukunftstraum “Pilot” schnuppern. Souverän führte er das überladene Luftschiff gen Horizont!
Robin & Kilian gaben am Freitag Morgen einen Deutsch-Crashkurs. Mit Erfolg! Die Tansanier waren so wissbegierdig, dass sie neben den “Vorstellungssätzen” ihren deutschen Wortschatz schnell noch mit typisch deutschen Phrasen wie “zack zack geh da hin!”, “servus” oder “das ist legga!” erweiterten. Diese fanden auch schnelle Anwendung in der Würzburger Innenstadt, als plötzlich wildfremde Leute in Gespräche verwickelt wurden. Von dieser Offenheit können wir uns definitiv eine Scheibe abschneiden!
Der Würzburger Programmteil war noch mit ein paar anderen Highlights gespickt: Eine Domführung mit Domkapitular Christoph Warmuth, ein Besuch im Würzburger Weltladen mit Klaus Veeh vom Referat Mission Entwicklung Frieden, eine Stadtralley, eine Wanderung zur Festung und das Africa Festival standen an. Letzteres hat sich überraschender Weise als Favorit herausgestellt. So ließen sich Calvin und Filotheo die Bühne nicht nehmen und stahlen kurzer Hand mit einer Tanzeinlage einer Trommelgruppe die Show. Die anderen ließen sich natürlich nicht lumpen. Plötzlich standen rund 14 (tansanische und deutsche) Jugendliche in der Mitte einer tobenden Menge & heizten dem Festival mit einem Tanzkreis ordentlich ein.
Tanzkreise sind tatsächlich etwas typisch tansanisches. Und eines lässt sich festhalten: Sie sind wirklich toll. Egal ob Africa Festival, Lagerfeuer in Schonungen oder am großen Abschiedsfest. Der Tanzkreis animierte immer wieder Leute zum mitmachen, schuf eine gar magische Atmosphäre.
In Niedernberg besuchten wir einen Bauernhof. Es war zweifellos eine ziemlich beeindruckende Erfahrung, dass in Deutschland ein großer Teil der Arbeit von Maschinen verrichtet wird. Noch viel mehr, dass über hundert Tiere von drei Menschen versorgt werden können. Am nächsten Tag ging es dann gleich in die Schule nach Erlenbach. Das Hermann-Staudinger- Gymnasium hatte sich ordentlich ins Zeug gelegt und extra für uns je eine Chemie- und Physikstunde vorbereitet. Am späten Vormittag durften wir dann noch unser Glück im Wahlpflichtfach Robotik versuchen. Auch für viele deutsche Teilnehmer*innen war das spannendes Neuland.
In den Gastfamilien durften die Jungs und Mädels kulinarisch auftischen und sich natürlich auch mal an deutschen Speisen versuchen. Filotheo hatte beispielsweise großen Spaß daran, mit einem Thermomix Fruchteis zuzubereiten. Das Leibgetränk unserer Gäste war unbestritten Zitronenlimonade. So konnte es gut und gerne schon ein mal passieren, dass von einer Person am Tag 3 Liter Limo verputzt wurden.
Der große Abschlussabend brachte viele Reden mit sich. Ein letztes Mal wurde gelacht, getanzt, gesungen. Rund 100 Gäste hatten sich angemeldet. Bei Traumwetter genoss jeder noch einmal die schöne afrikanische Atomsphäre.
Der sehr emotionale Abschied am letzten Tag hat mir nochmal deutlich gezeigt, wie eng diese Gruppe eigentlich zusammen gewachsen ist. Noch viel mehr, wie wichtig diese zwei Wochen für jeden einzelnden Teilnehmenden war. Dieser Jugendaustausch ist gewiss ein “Leuchtturmprojekt”. Ein Projekt, dass uns allen zeigt, wie nah wir uns doch eigentlich sind. Wahrlich ein Leuchtturm in unruhigen Zeiten, ein Leuchtturm in all dem Wahnsinn der da draußen gerade abgeht. Ich wünschte es gäbe mehr davon. Vor allem hoffe ich aber, dass es mit diesem Jugendaustausch – vielleicht in einer anderen Besetzung – in Zukunft weitergeht. Der Grundstein ist allemal gesetzt!
Asante sana fürs lesen!
Euer Patrick
Das Projekt wurde gefördert und unterstützt vom Kinder- und Jugendplan des Bundes und dem Katholischen Fonds München, sowie zahlreichen Sponsoren. Herzlichen Dank!