Seit September verbringt Amelie Müller ein Jahr im Weltfreiwilligendienst bei unserem Partnerverband UVIKANJO in Njombe/Tansania. Mittlerweile hat sie der Alltag dort voll im Griff. Wie es ihr bei ihrer Arbeit im Kindergarten und in der Grundschule ergeht, erfahrt ihr in ihrem aktuellen Erfahrungsbericht.
Hallo,
ich bin jetzt schon zwei Monate in Njombe und habe seitdem viel erlebt, wovon ich euch ein bisschen erzählen möchte. Am Anfang habe ich mir jeweils eine Woche den Kindergarten „Malaika Walinzi“ und die Primary School „St. Bakhita“ angeschaut, beides Einrichtungen des Bistums Njombe. Danach habe ich mich entschieden, von Montag bis Mittwoch im Kindergarten zu arbeiten und die restliche Woche in der Grundschule.
Erstmal zum Kindergarten: mein Alltag dort schaut so aus, dass ich um halb acht früh dort ankomme, wo mich schon die ersten Kinder empfangen. Insgesamt 125 Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren besuchen ihn und untereinander sind sie nochmal nach ihrem Alter aufgeteilt, so gibt es dann vier Gruppen mit jeweils einer Erzieherin. Die Kindergartenkinder haben auch schon täglich zwei Unterrichtseinheiten, die erste von 9-10 Uhr und die zweite von 12-13 Uhr. Vier Fächer gibt es insgesamt: Rechnen, Schreiben, Englisch und Malen. Ich unterstütze momentan die Lehrerin der ältesten Gruppe, die Vorschulklasse. Am Anfang der Stunde schreibe ich das Tafelbild an und teile danach den Kindern ihre Hefte und Stifte aus. Nachdem sie den Hefteintag abgeschrieben haben, bringen sie mir ihre Hefte vor und ich korrigiere sie. Was das Unterrichten aber manchmal noch erschwert, ist die Verständigung, weil die Kinder können nur Kiswahili sprechen und reden auch manchmal sehr undeutlich und schnell. Trotzdem darf ich schon viel eigenverantwortlich machen, weil meine Lehrerin ein zwei Monate altes Baby hat, das sie mit auf ihre Arbeit bringen muss und dadurch viel beschäftigt ist. In den Pausen bekommen die Kleinen dann etwas zu essen und danach ist Zeit zu spielen. Ich nehme die Kinder oft Huckepack, mache mit ihnen Klatschspiele oder sie hüpfen oder klettern an mir hoch. Auf jeden Fall macht es sehr Spaß, mit ihnen zu spielen. Leider ist es ein großes Problem, dass überhaupt keine Spielsachen vorhanden sind. Ich hoffe deshalb, dass die schon seit längerem geplante Mauer um den Vorplatz des Kindergartens endlich gebaut wird, damit dort Spielgeräte wie eine Schaukel aufgestellt werden können und die Kinder somit im Grünen spielen könnten und die Pausen nicht nur im ziemlich tristen Innenhof verbringen müssen. Um halb vier endet dann mein Tag im Kindergarten und die Kinder werden von ihren Eltern abgeholt oder mit dem Schulbus nach Hause gebracht.
In der Bakhita-Grundschule gibt es die Klassen eins bis sieben mit jeweils 60-80 Schülern in einer Klasse. Zusätzlich gibt es auch noch eine Vorschulklasse mit 120 Kindern, in der ich unterrichte. Deswegen ähneln meine Aufgaben dort denen im Kindergarten. Ein Unterschied ist aber, dass die Vorschulkinder keine Zeit zum Spielen haben, sondern die meiste Zeit im Klassenzimmer verbringen. Daher ist aber auch das Niveau dort ein bisschen höher, was ich zum Beispiel daran merke, dass die Kinder in der Bakhita schon alle flüssig lesen können im Gegensatz zum Kindergarten. Leider ist es an tansanischen Schulen üblich, dass die Schüler wegen Fehlern oder schlechtem Benehmen bestraft werden, deswegen muss auch ich öfters mit ansehen, wie die Kinder mit einem Stock geschlagen werden, wenn sie beispielsweise zu laut sind. Trotzdem gefallen mir meine beiden Arbeitsstellen sehr gut und die Kinder sind total süß und lieb. In beiden Vorschulklassen war in letzter Zeit viel los, da den Kindern ihre Graduation bevorstand. In Tansania fängt das neue Schuljahr im Januar an und den Dezember über haben sie Ferien. Das bedeutet, dass die Vorschulkinder Ende November aus dem Kindergarten entlassen werden und im nächsten Schuljahr dann die erste Klasse besuchen werden. Daher wurden in den letzten Wochen Abschlussprüfungen geschrieben, die ich mit korrigieren konnte, und Lieder geprobt, die sie dann an ihrem Graduation-Day aufführen. So ist im Kindergarten schon vor einem Monat die zweite Unterrichtsstunde ausgefallen und anstatt dessen wurden Abschiedslieder und kleine Theaterstücke eingeübt. Am 29.11 war es dann soweit und der große Tag ist für die Kindergartenkinder gekommen. Vormittags wurden noch letzte Vorbereitungen getroffen und Tische und Stühle verschoben und am Nachmittag habe ich zusammen mit den Lehrern den Kindern ihre Gewänder angezogen. Danach ging es los und der ganze Kindergarten ist in die Halle gelaufen, wo die Feier stattgefunden hat und die Eltern schon gespannt gewartet haben. Erst haben die Kinder das Einstudierte aufgeführt und daraufhin wurden ihnen festlich ihre Zertifikate überreicht. Es wurden ganz viele Fotos gemacht und die Kinder haben auch viele Geschenke von ihren Eltern bekommen. Es war sehr schön, dabei seien zu können.
Daheim bei Susemarie fühle ich mich auch wohl und am Wochenende erkunde ich meistens mit anderen Freiwilligen aus meiner Nähe Njombe und die Umgebung. So habe ich einmal eine Freundin besucht, die in einem kleine Dorf bei Njombe wohnt und wir haben eine Wanderung gemacht und den Kindern dort deutsche Lieder beigebracht. Oder wir waren auf einem der größten Stoffmärkte in der Region, wo wir typische bunte Stoffe gekauft haben, aus denen ich mir schon Hosen und Kleider nähen habe lassen. Das Highlight war dann ein Ausflug nach Iringa, eine doch für Tansania ziemlich westliche Stadt, wo wir auch mal wieder europäisches Essen bekommen und eine steinzeitliche Fundstätte mit Museum angeschaut haben, sowie beeindruckende Steinsäulen in einem ausgetrocknetem Flussbett.
Das Wetter war laut den Einheimischen für Oktober und November recht kalt und es hat auch ziemlich oft geregnet. Der Dezember soll nun der heißeste Monat werden und die wirkliche Regenzeit beginnen, darauf bin ich schon gespannt und ich werde euch davon berichten.
Liebe Grüße aus Tansania Amelie