Die Zehn Gebote der Gelassenheit

Spiritualität – Heute gedenkt die Kirche einem besonderen Mann: Angelo Guiseppe Roncalli – besser bekannt als Papst Johannes XXIII. Was ihn für viele Menschen so besonders macht? Seine Gelassenheit.

1881 nahe Bergamo in Italien geboren, wuchs Angelo Guiseppe Roncalli in ärmlichen Verhältnissen mit 12 Geschwistern auf. Am 28. Oktober wurde er zum Papst gewählt. Seine Menschenfreundlichkeit und seine persönlich bescheidene Art brachten ihm viele Sympathien ein. Wegen seines fortgeschrittenen Alters galt er von vorneherein als Übergangspapst, doch sein Mut zu Veränderungen war stärker. 1959 rief er zur Überraschung aller das Zweite Vatikanische Konzil ein, das von 1962 – 1965 die Katholische Kirche nachhaltig verändern sollte. Johannes XXIII. starb am 3. Juni 1963, noch bevor das Konzil zu seinem Abschluss kam. Am 27. April 2014 wurde er heiliggesprochen. Neben seinen vielen Reden, Predigten und Gedanken sind uns vor allem seine Spiritualität und seine Gelassenheit in Erinnerung geblieben, die sein Denken und Handeln geprägt haben und die uns auch heute noch Tag für Tag in unserem Alltag begleiten können:

 1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal lösen zu wollen.

2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben, die anderen zu korrigieren oder zu verbessern – nur mich selbst.

3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein, dass ich für das Glück geschaffen bin – nicht für die andere, sondern auch für diese Welt.

4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich an meine Wünsche anpassen.

5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre notwendig für das Leben der Seele.

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich werde es niemandem erzählen.

7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es niemand merkt.

8. Nur für heute werde ich fest glauben – selbst wenn die Umstände das Gegenteil zeigen sollten – , dass die gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als gäbe es sonst niemanden auf der Welt.

9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem zu freuen, was schön ist – und ich werde an die Güte glauben.

10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran, aber ich werde es aufsetzen – und ich werde mich vor zwei Übeln hüten: der Hetze und der Unentschlossenheit. 

Papst Johannes XXIII.